Privater integrativer Kindergarten „Ulybka“ | Förderverein Hoffnung für Kirgisien e.V.

Privater integrativer Kindergarten „Ulybka“

Wer sind wir?

Ulybka (russisch für: Lächeln) ist ein privater integrativer Kindergarten, welcher aus einer gemeinsamen Initiative zwischen kirgisischen und deutschen Eltern 2006 im Ort Ak-Suu entstanden ist. Ak-Suu liegt im Nordosten des Landes nahe dem Yssyk-Köl See, sechs Autostunden von der Hauptstadt Bischkek entfernt. Früher hieß das Dorf Teplokluchenka – wärmende Quelle. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass es in den Bergen von Ak-Suu seit Jahrhunderten heiße Thermalquellen gibt, denen bestimmte heilende Wirkungen zugeschrieben werden.


2006 wie auch heute gibt es keine staatlichen, vorschulischen Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder mit Beeinträchtigungen. Viele Kinder mit Beeinträchtigungen, um nicht alle zu sagen, gelten in der Kirgisischen Republik als „nicht bildbar“ und haben damit kein Anrecht auf einen öffentlichen Kindergarten- geschweige denn Schulplatz. Umso wichtiger die damalige Gründung von Ulybka. Seitdem haben Kinder mit Beeinträchtigung in Ak-Suu und Umgebung endlich die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zusammen zu spielen, zu lernen und vor allem zu lachen.

Die Einrichtung will Familien mit beeinträchtigten Kindern nicht nur entlasten, sondern auch Familien mit Kindern ohne Beeinträchtigungen für die Bedürfnisse und Rechte dieser Kinder sensibilisieren. Der integrative Kindergarten leistet daher einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Aufklärung und Integration von Kindern mit Beeinträchtigungen und deren Familien in die Gesellschaft.


Esjen und Cesin

Als eines der größten Erfolge betrachtet die Einrichtung die Beschulung von Esjen und Cesin. Beide Kinder galten auf Grund ihrer Beeinträchtigung als nicht bildbar und hatten damit kein Anrecht auf einen staatlichen Kindergartenplatz, der ihnen die Vorbereitung auf den Schulunterricht gewährt. Durch das Angebot des integrativen Kindergartens konnten Esjen und Cesin anschließend am Vorschulunterricht teilnehmen und besuchen mittlerweile seit drei Jahren die Regelgrundschule. Ein drittes Kind, Mirsasch, wird seit Dezember 2011 ebenfalls in der Regelschule beschult.


„Behinderung“ in der Kirgisischen Republik (KR)

Insgesamt ist die Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen mehr als unbefriedigend in der KR. Es gibt zwar viele gesetzliche Rahmenrichtlinien, die die Rechte von Menschen mit Behinderungen aber nur auf dem Papier garantieren. Dies liegt zum einen an der Unwissenheit der Bevölkerung, aber auch an stereotypen und vorurteilsbehafteten Behörden, die Menschen mit Beeinträchtigungen häufig unhöflich, ablehnend und missachtend gegenüber treten. Beim Bildungsrecht wird es besonders deutlich: Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen gelten in der KR als „nicht bildbar“. Diese Diagnose wird seitens inkompetenter Diagnostikbehörden nicht selten zu Unrecht gestellt und macht dann den Schulbesuch fast unmöglich. Hinzu kommt, dass der Staat sonderpädagogische Zentren nur in der Hauptstadt unterhält, die lediglich die Bereiche der sprachlichen, Hör- und Sehbeeinträchtigung abdecken. Schüler mit geistigen Beeinträchtigungen erhalten also so gut wie keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen.


Die KR geht jedoch mit ihren Möglichkeiten erste Schritte hin zur besseren Umsetzung der Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen. Damit sich die Gesamtsituation für Menschen mit Beeinträchtigungen in der KR aber auch in der Zukunft weiter verbessert, ist Zeit und ausländische Unterstützung unverzichtbar.



Finanzierung von Ulybka

Ulybka ist eine private Einrichtung und deckt seine Gehalts- und Nebenkosten sowie Verpflegungs- und Transportkosten der Kinder über Elternbeiträge. Problem dabei ist, dass vor allem in den Wintermonaten Eltern ihre Kinder aus den verschiedensten Gründen nicht in die Einrichtung schicken und dies große Lücken in den Finanzhaushalt reißt. Auch in den Sommermonaten bleiben Kinder von heute auf Morgen der Einrichtung fern und kommen erst wieder nach ein bis zwei Monate. Dies macht eine ausgeglichene Finanzplanung enorm schwer. In den vergangen Jahren wurden fehlende finanzielle Mittel von Kathrin Uhlemann, einer der Gründer, mit privaten Geldern ausgeglichen. Damit konnte die Einrichtung im Gegensatz zu anderen ganzjährig geöffnet bleiben.

Seitens lokaler Behörden erhält Ulybka das Gebäude zur mietfreien Nutzung, an Feiertagen Lebensmittel und Süßigkeiten für die Kinder, sowie einmal jährlich teils vergünstigtes teils gespendetes Heizmaterial. Wie oben schon beschrieben, reichen diese Zuwendungen aber nicht aus, um einen ausgeglichenen Finanzhaushalt zu haben. Aus diesem Grund ist ein regelmäßiger Betrieb der Einrichtung ohne private Unterstützer zurzeit undenkbar.


Um dem Kindergarten einen Partner zu schaffen, der sich um privater Unterstützer und Förderer kümmert, wurde Anfang 2012 der öffentlichen Fonds „Teplokluchenka“ in Ak-Suu gegründet. Um auch in Deutschland Förderern einen rechtlich und vor allem steuerlich anerkannten Ansprechpartner zu bieten, arbeitet der öffentliche Fond „Teplokluchenka“ seit 2012 an der Zusammenarbeit mit dem deutschen Förderverein „Hoffnung für Kirgisien e.V.“.

Ulybka bemüht sich aber nicht nur um Hilfe aus dem Ausland. Im Rahmen der Gesetze erinnert Ulybka die lokalen staatlichen Behörden an ihre Verantwortung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen und kämpft hier für die Unterstützung dieser Menschen. Dieser teilweise ermüdende Kampf mit Behördenvertretern, scheint oft ausweglos. Manchmal konnten finanzielle Mittel erstritten werden, die jedoch wieder gestrichen wurden, wenn in die Behörden ein Sachbearbeiter auswechselte. Dies verdeutlicht, dass staatliche Unterstützung, auch wenn sie genehmigt ist, auf wackeligen Beinen steht.


Rückblick 2012 – Ausblick 2013

Mit der Gründung des öffentlichen Fonds „Teplokluchenka“ konnte im Jahr 2012 endlich der Neubau eines eigenen Schulgebäudes in Angriff genommen werden. In den Vorjahren wurde schon ein Grundstück gekauft sowie alle erforderlichen Baugenehmigungen eingeholt. Jetzt fehlten nur noch die für den Bau notwendigen finanziellen Mittel. Hier stellte der Fond einen Antrag beim „Bischöflichen Hilfswerk MISEREOR e.V.“, welcher nach Prüfung im Dezember 2012 genehmigt wurde. Mit diesen Fördermitteln ist der Fond dem Ziel einen großen Schritt näher gekommen, Kindern mit Beeinträchtigungen angemessene räumliche Bedingungen für das Lernen zu bieten, wie auch das Personal noch mehr in Sachen Sonderpädagogik fortzubilden.

Schon vor dem Erhalt des Förderbescheids von MISEREOR wurde händeringend nach einer Leiterin gesucht, die die Geschicke des Kindergartens wie auch des Fonds in Zukunft eigenständig in die Hand nimmt. Im August 2012 konnte dieser Posten endlich besetzt werden. Mit der neuen Leiterin hat die Einrichtung endlich ein offizielles Gesicht und eine Person, die sich vermehrt um die Entwicklung der Einrichtung kümmert. Erste Erfolge sind eine sehr gelungene Spendengala, bei der Kinder von Ulybka mit Kindern der Regelschule ein Programm für potentielle Unterstützer aus Ak-Suu vorführte, und die für 2013 zugesicherte Finanzierung einer Lehrerstelle bei Ulybka durch die Stadtverwaltung von Karakol.

Für 2013 stehen jetzt vorerst die Durchführung des Schulneubaus sowie die Umsetzung der Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen auf dem Plan. Damit nach drei Jahren reden, Ulybka endlich ein neues Gesicht für sein Lächeln erhält.